Kundendaten nutzen – Andere Länder, andere Gesetze
Beim Besuchen jeder Website hinterlässt man einen digitalen Fingerabdruck. Daten wie z.B. IP-Adresse, geographischer Standort, Geschlecht, Interessen und besuchte Websites werden erfasst und analysiert, um daraus ein Profil zu erstellen. Dies alles, um ein Kundenerlebnis zu generieren. Dazu gehören Aufmerksamkeit, Entdeckung, Pflege, Beratung, Einkauf und Service. Und davon erhofft man sich einen loyalen Stammkunden.
Cloud Technologien vereinfachen die Überwachung der Kunden. Dazu gehören Website-Tracking, die Automatisierung, Personalisierung und Big Data. Die Suchverläufe werden durchforstet, Status-Updates in sozialen Medien analysiert, ebenso die online gelesenen Artikel und Shopping im Internet. Aufgrund dessen werden Profile zu Personen oder homogenen Gruppen erstellt, um das Verhalten im Internet zu beeinflussen. Diese Praxis wird von fast allen Unternehmen umgesetzt. Die grossen Player, die viele Bereiche unseres Lebens abdecken, kriegen ein umfangreiches und gutes Profiling hin.
Die grössten Datenkraken sind uns allen bekannt. Facebook und Google verarbeiten riesige Datenmengen, welche für personalisierte Werbung verwendet werden. Je spezifischer die Daten, umso mehr sind die Unternehmen bereit, dafür zu bezahlen. Der Markt für personenbezogene Daten ist etliche Milliarden CHF schwer.
Art. 13 der Schweizer Bundesverfassung legt grundlegend fest, dass jede Person Anspruch auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-, Post- und Fernmeldeverkehr sowie auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten hat.
Das Parlament hat das ehemals 1993 angenommene Schweizer Datenschutzgesetz (DSG) revidiert und am 25. September 2020 angenommen. Somit gleicht es sich der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) an und erfordert nicht mehr Einzelverträge zu Dienstleistern im europäischen Ausland, um Daten auszutauschen.
Da das DSGVO einerseits die Rechte der Privatpersonen besser schützt, aber auch die Firmen bei Missachtung des Gesetzes härter bestraft, sehen sich einige Unternehmen dazu gezwungen, den Hauptsitz in ein Land zu verlegen, wo die Datenschutzbestimmungen keinen strengen Auflagen unterliegen. So können auch weiterhin sensible Daten der Kunden gesammelt werden.
Datenkraken – Wo lauern die Fallen?
Messengers
Neulich gab es eine regelrechte Abwanderung der Nutzer vom WhatsApp. Daten, die von den Nutzern selbst angegeben werden, werden gespeichert. Das wären z.B. Anzeigename, Geburtstag, Telefonnummer, Status und Profilbild. Die Daten werden angeblich nicht auf Servern gespeichert. Doch sobald jemand sein Backup in die Cloud hochlädt, werden die Daten angreifbar. Die Inhalte sind zwar Ende-zu-Ende verschlüsselt, aber WhatsApp ist in der Lage, Metadaten zu filtern, wie beispielsweise den Standort, Telefonnummer des Empfängers, Gerätenummern, Zeitpunkt beim Versand einer Nachricht oder Zeitpunkt des Telefonats. Das reicht auch schon, um zu erkennen, wer wie häufig mit wem Kontakt hat. Es ist schwer, sich von WhatsApp zu lösen, vor allem wenn beinahe der gesamte Bekanntenkreis diesen Messenger weiterhin verwendet. Nichtsdestotrotz ist WhatsApp immer noch der beliebteste und am meisten genutzte Messenger.
Seit Facebook WhatsApp aufgekauft hat, vermag Facebook die fehlenden Daten des Profiling (Metadaten-Sammlung) von WhatsApp mittels Datenaustausch zu ergänzen, da die neuen AGB’s von Whatsapp dies erlauben.
Es hiess, Facebook verwende die Metadaten, um problematische Nutzer aufzuspüren. Versendet beispielsweise ein neu eröffnetes Konto rasch eine hohe Anzahl von Chats, könnte dies der Hinweis auf einen Spammer sein.
Unverschlüsselte und somit nachverfolgbare Metadaten sind weiterhin diese:
- Namen und Profilbilder von WhatsApp-Gruppen
- Telefonnummern
- Profilfotos
- Statusnachrichten
- Akkustand, ID, Betriebssystem, Sprachen, Zeitzone und IP-Adresse des Telefons,
- Stärke des Funksignals
- alle verknüpften Facebook- und Instagram-Konten
- Zeitpunkt der zuletzt genutzten App
- alle vergangenen Verstöße
Handy-Apps
Beim Installieren diverser Apps auf dem Handy kommt es manchmal vor, dass man leichtfertig auf «installieren» klickt, ohne zu überprüfen, worauf man der App Zugriff gewährt. Braucht eine Foto-App wirklich Zugriff aufs Telefonbuch? Benötigt eine Notiz-App Zugriff auf SMS? Und wieso braucht eine Mal-App für Kinder Zugriff aufs Mikrofon, Telefonbuch und Kamerafunktion?
Im Januar 2020 wurde auf einigen Medienportalen berichtet, wie gewisse Zyklusapps (über 40% aller getesteten Apps) intimste Daten von Frauen an Facebook verkauft haben. Es waren auch Frauen betroffen, die keinen Facebook-Account besassen. Man müsse sich nur mal vorstellen, was Facebook und Co. mit Daten wie Häufigkeit von Sex, Schwangerschaftswunsch, Verhütungsmethoden, Stimmung, Alkoholkonsum usw. anstellen könnte. Was, wenn frau auf Facebook bereits Werbung für Windeln eingeblendet bekäme und Facebook schon früh mittels Algorithmen eine Schwangerschaft erahnen könnte?
Fallen lauern überall. Nur zu leichtfertig gehen wir manchmal mit unseren persönlichen Daten um.
Wer profitiert von den Daten?
Wer einen kleinen Einblick in die wirre Welt des Datenaustausches erhaschen möchte, dem sei ein App-Check empfohlen: https://appcheck.mobilsicher.de/
Anhand von diversen Scores (Punkten) wird die Privatsphäre überprüft und pro App Punkte vergeben. 1 = kein Risiko, 5 = sehr problematisch.
Die Daten, die diverse Apps mit Marketingfirmen austauschen (die meisten davon mit dem Sitz in den USA), werden für Zwecke wie Erfolgsmessung, Gewinnmaximierung, Nutzerverfolgung und Verlinkung, Standort der IP-Adresse und Zielgruppenanalyse verwendet. Was früher das Gold war, sind heute persönliche Daten. Nirgendwo sonst lässt sich mehr Geld verdienen. Weiss das Internet, was ich mag, wo ich bin und wann ich wach bin, kann die Werbung zielgerichtet und personalisiert aufgeschaltet werden. Und wonach man häufig sucht, wird man sich irgendwann auch kaufen. Das wissen auch die Datenkraken.
Wenn eine Dating-App die Daten mit Facebook, TikTok, Twitter und Yahoo teilt, muss man sich schon fragen, ob man auch wirklich will, dass beinahe das gesamte Internet über die Vorlieben, den Beziehungsstatus und Kontakte (dank des aggressiven Trackings) bescheid weiss. Was für die Apps gilt, gilt in der Regel auch für diverse Internetkonten.
Die Künstliche Intelligenz ist in der Lage, aus grossen Datenmengen in der Cloud neue Erkenntnisse zu extrahieren. Mit Machine Learning trainierte Algorithmen sind heute in der Lage, scheinbar verborgene Zusammenhänge in vielen unstrukturierten Daten rasch zu erkennen und damit neue Erkenntnisse für die Entscheidungsfindung zu liefern.
Und wer profitiert von Deinen Daten??
Quellen: