Ein Nachmittag in der BFH Biel/Bienne

– mit Bildergallerie –

An der Berner Fachhochschule in Biel wird die Forschung in der Medizinaltechnik greifbar. Der Prozess von der Herstellung eines Medikaments bis ans Krankenbett im Spital wird auf interessante Weise veranschaulicht. Die Forschungsräume wurden so echt wie möglich nachgebaut, damit der Kreativität freier Lauf gewährt werden kann.

Der Transport

Vom Labor über das Lager und den Transportweg bis ins Spital – auch da gibt es Optimierungsmöglichkeiten. Dank dem Strichcode GS1 kann ein Produkt auf dem Weg zum Ziel verfolgt werden. Die Technologie dahinter dürfte in Zukunft ausgereifter sein.

Ein Beispiel

Unsere fiktive Patientin heisst Frau Brönnimann und muss ins Spital. Dort erhält sie einen kleinen Chip, den sie während ihrem Aufenthalt immer bei sich trägt. Damit kann sie identifiziert werden und darauf könnten ihre Daten wie Krankheitsgeschichte und Medikation gespeichert sein. Als die Infusion ankommt, kann diese mittels Ablesen des Strichcodes überprüft werden.
Sind die Produktestrichcodes in einer Cloud vorhanden, kann man die Infusion bis aufs Herstellungsdatum und den Transportweg zurückverfolgen. Sollte es einen Warnhinweis geben, z.B. die Infusion sei nicht gut und dürfe nicht verwendet werden, kann frühzeitig reagiert werden und Frau Brönnimann bekäme eine andere. Doch es kommt noch besser.

Operation mit Händen und Füssen

Während einer Operation schaut der Chirurg auf den Bildschirm, der die Aufnahmen der winzigen Kamera im Körper des Patienten widergibt. Zur Steuerung der Bildschirmanzeige wird vielfach noch herumexperimentiert. Ein empfindliches Fusspedal zum Navigieren der Bildschirmansicht oder ein Infrarot-Gerät auf dem Tisch nebenan, dass die Handgesten interpretiert und richtig umsetzt – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Patientendaten lieber online

Um möglichst rasch den Befund eines Patienten aufzunehmen oder zu überprüfen, arbeitet man heute vielfach noch mit Papieren und Fresszetteln. Die Möglichkeit, ein iPad für die tägliche Arbeit zu verwenden, ist längst gegeben. Mit verschiedenen Programmen könnte das System die Arbeit beschleunigen, indem es z.B. gewisse Aspekte selber merkt und Vorschläge zur korrekten Eingabe macht. Als Beispiel wurde das Eintragen der Körpertemperatur erwähnt. Die Software weiss, welche Zahlen im Rahmen des Möglichen liegen und offeriert zur Eingabe der Temperatur nur die Zahlen, die auch in Frage kommen.

Tabletten auf Rezept

In den Apotheken wird ein Plan eingeführt, auf dem zu sehen ist, welcher Patient welche Medikamente erhält und in welcher Dosis er sie zu welcher Zeit einnehmen soll. Die Frage stellt sich aber, wie ältere Patienten damit umgehen werden. Was ist, wenn diese Infos erneuert werden und der Patient die Blätter vertauscht? Was ist, wenn dieser Plan nicht mehr auffindbar ist?
Eine Vernetzung der medizinischen Institutionen hat viele Vorteile. Die Rezepte sind jederzeit abrufbar, können online angepasst werden und es gäbe keine Verwechslungsgefahr mehr.

Technische Helfer zu Hause

Findet man sich nicht zurecht in den eigenen vier Wänden, kann die Forschung wahre Wunder wirken. Dies kommt jenen Menschen zugute, die z.B. Alzheimer haben, oder in der Bewegung eingeschränkt sind.

Smarter Schrank

Der spiegelverkleidete Kleiderschrank im Schlafzimmer ist bestens ausgerüstet: Ein Display begrüsst Frau Brönnimann, zeigt ihr wo welche Kleidungsstücke abgelegt sind, und verfügt über eine Led-Beleuchtung bei jedem Tablar. Das Display hat lediglich drei Knöpfe, an denen gedreht und gedrückt werden kann, da ältere Menschen häufig mit der Technik und vielen Tasten überfordert sind. Doch wie funktioniert das genau?
Jedes Kleidungsstück verfügt über eine eingenähte RFID im Etikett. Der kluge Schrank erkennt die RFID und auch, in welchem Kleidungsstück sie sich befindet. Und natürlich wo es liegt. Frau Brönnimann muss daher nicht überall suchen, sondern kann mit einem zielgerichteten Griff das Kleidungsstück aus dem Schrank holen.

Boden mit Sensoren

Zurzeit wird auch noch erforscht, wie die Sicherheit der älteren Menschen auch im Alltag gewährleistet werden kann. So ist beispielsweise der Boden mit Sensoren ausgerüstet, die wahrnehmen können, wo jemand steht und wohin man sich bewegt. Würde eine Person ausrutschen, umfallen und länger am Boden liegen bleiben, könnte das System im Haus Alarm schlagen und einen Notarzt informieren.

Gespräch mit dem Staubsauger

Angenommen, Frau Brönnimann ist eine rüstige Rentnerin und praktiziert Yoga. Sie liegt vielleicht zwei Minuten am Boden und macht ein paar Atemübungen. Das System bemerkt, dass sie unbeweglich am Boden liegt. Bevor der Notarzt alarmiert wird, kann der Zustand von der Dame kurzerhand überprüft werden. Wie? Na mit einem smarten Staubsauger natürlich!
Der Staubsauger fährt zu Frau Brönnimann. Da er aber ein Tablett hat und via Skype ein paar Kontakte anrufen kann, wird eine Verbindung zum ersten Kontakt aufgebaut. Sollte dies misslingen, wählt er die Nummer der nächsten Person aus der Kontaktliste. Die angerufene Person, das könnte z.B. auch ein Kind von Frau Brönnimann sein, nimmt den Videoanruf entgegen und kann mit Frau Brönnimann kommunizieren. So kann festgestellt werden, ob alles in Ordnung ist oder ob Hilfe geholt werden muss.

Wäschekorb informiert Spitex

Der Wäschekorb im Badezimmer verfügt über Sensoren, welche erkennen, wann er voll ist. Wenn also jemand nicht mehr in der Lage ist, selber die Wäsche zu machen, den Korb in die Waschküche zu schleppen und sich zu bücken oder zu knien, dann ist der smarte Wäschekorb die Lösung. Dieser kann, wenn er voll ist, die Spitex informieren, dass er zum Abholen bereit ist. Die Wäsche wird durch die Spitex gemacht und wird wieder zurückgebracht, sobald sie trocken und gefaltet ist.

Küche und Badzimmer noch im Ideenspeicher

Eine smarte Küche oder ein smartes Badezimmer sind noch im Ideenspeicher an der BFH Biel. Die entsprechenden Räume sind noch im Rohbau. Die Studenten dürfen sich noch eine Weile Gedanken machen, welche speziellen Fähigkeiten die Geräte und Möbel haben sollen. Wenn der Plan fertig ist, wird an der Küche und am Badezimmer montiert, geschraubt, verputzt und konfiguriert.

Ein Besuch an der BFH Biel lohnt sich. Die Führung ist sehr interessant und öffnet einem die Augen für die Möglichkeiten der Technik im Gesundheits- und Medizinalwesen. Auf zukünftige Entwicklungen dürfen wir gespannt sein.

jp